
BAVARIA -TRAVEL
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Das Zitat stammt aus dem Buch, das nach
dieser Reise entstanden ist. Cold Waters.
Ein sehr schönes Buch über eine offenbar
sehr schöne Reise. Toll fotografiert,
gut erzählt, klasse Layout, ein kleines
Gesamtkunstwerk, ein Buch wie es sein
soll. Hochwertig von Inhalt und Herstellung,
eine Freude es in die Hand zu nehmen und
immer wieder darin zu lesen, zu schauen,
zu blättern.
Worum es noch geht? Natur erleben,
Horizonte verschieben, Menschen kennenlernen
und Perspektiven schaffen –
zumindest für den Autor dieses prächtigen
Bildbandes, den Fotografen Niklas Marc
Heinecke, einer der beiden eingangs
erwähnten Freunde. Wir fragten ihn nach
seinen Erlebnissen auf der Reise.
Was war der Tief-, was der Höhepunkt?
Heinecke: „Der Tiefpunkt war definitiv der
Bruch des Großbaums durch eine Patenthalse
kurz hinter den Färöer-Inseln. Das
hat unseren Aufenthalt in Grönland um drei
Wochen verkürzt, wegen der Wartezeit auf
einen neuen Baum. Aber der Höhepunkt?
Es gab so unglaublich viele Hochpunkte.
Das Licht der Sonne auf den gigantischen
Seen im Sturm. Das Ende jedes Sturms.
Das erste Aufwachen in Grönland. Der
erste Landgang auf Grönland. Die offenen,
lebensfrohen Menschen und Segler, die
wir unterwegs getroffen haben - dieses
Gefühl in den Augen ist nicht in Worte zu
fassen, sondern nur zu spüren. Die erste
Begegnung mit einem Wal. Karibischer
Rum. Die erste Begegnung mit einem Hai.
Der Regenwald von Dominica. Und einfach
diese Leichtigkeit des Reisens!“
Wie kam es zu der Idee, diese Reise zu
segeln?
„Es war Joschas großer Traum, mal so eine
Reise zu machen. Wir haben uns Anfang
2017 kennen gelernt, und nach dem er
sich im Sommer gleichen Jahres das Boot
gekauft hatte, fragte er mich, ob ich mit
ihm durch die Nordwestpassage segeln
wolle. Und dann fingen wir gemeinsam
an, unsere Gedanken auf die Reise zu
schicken. Eineinhalb Jahre später ging es
los, nach sehr viel Planung und Arbeiten
am Boot. Die Nordwestpassage stand eigentlich
für 2021 auf dem Plan, muss jetzt
aber noch etwas warten.“
Das Buch endet auf Martinique. Wie ging
es seither weiter?
„Joscha hat das Boot mit einer neuen
Crew in knapp fünf Monaten zurück nach
Deutschland gesegelt. Ich wäre gerne
dabeigeblieben, aber meinen Finanzen
waren erschöpft und unsere Pläne durch
Corona durchkreuzt. Ich habe mit meinen
drei Freunden, die mit mir dieses Buch
erstellt haben, die Agentur Wildyard gegründet.
Wir produzieren Geschichten für
nachhaltige Kunden und Organisationen,
Cold Waters ist quasi unser erstes großes
Arbeitszeugnis.