
CHARTER - MARTINIQUE
71
JOSEPHINES
INSEL
JOSEPHINE’S ISLAND
Martinique, die Insel der Blumen, des Rums und der Yoles Rondes,
ist ein kleines, exotisches Stück
Frankreich in der Karibik. Und ein tolles Segelrevier.
Tiefblaue See unter einem
knall- blauen Himmel, weiße
Wattetupfer als Wolken oben,
weiße Schaumkronen als Gischt
hier unten. Aus der weitläufigen
Bucht von Fort-de-France pfeift es ordentlich
heraus. Ein Tag wie ein Jubelschrei.
Fliegende Fische sausen zwischen
den hohen Wellenkämmen durch die
Luft, unser Katamaran macht am Wind,
doch mit einem kleinen Schrick in den
Schoten, unter gerefftem Großsegel und
kleiner Fock um die zehn Knoten Fahrt
durchs Wasser. Zwischen und hinter den
Rümpfen schäumt und zischt es gewaltig,
die größeren Kinder sitzen, angeleint und
mit Schwimmweste, auf dem Luvbug und
genießen die erfrischenden Duschen mit
Hurrageschrei, die ihnen die überkommenden
Seen immer wieder bescheren.
Besser kann segeln kaum werden, vor
allem als Familienurlaubstörn mit drei
Erwachsenen und vier kleinen Kindern,
doch nach etwa einer Stunde haben wir
die Bucht passiert und kommen allmählich
wieder in ruhigeres Wasser, in Lee des
dort höheren Landes, wo wir schon bald in
der Bucht von Grande Anse d’Arlet ankern.
Martinique! Insel der Blumen, des Rums
und der Yoles Rondes. Die Blumen wuchern
im tropischen Klima fast überall, die
Luft an Land ist süß und schwer vom Duft
der Pflanzen, doch am schönsten ist der
tropische Prachtgarten Jardin du Balata
an der Nationalstraße 3 etwas nördlich
von Fort-de-France. Der Rum ist eine
Spezialität der Insel, delikat und überhaupt
nicht zu vergleichen mit den billigen
Verschnitten aus Jamaika. Die Franzosen
haben ihrem „Rhum“ aus Martinique sogar
das Siegel des „Appellation d’Origine
Controlée“ verliehen, welches sonst nur
französischen Weinen und Käse von solider
Qualität und eben einem kontrollierten
Ursprung reserviert ist. Die Destillerien
liegen verstreut über die ganze Insel; die
meisten davon kann man besichtigen und
deren Produkte verkosten. Im Norden befindet
sich bei Sainte-Marie die Destillerie
St. James, dessen »Musée du Rhum« eine
zusätzliche Attraktion ist. An der Ostküste
bei Le François kann man die Domaine
Acajou aus dem 18. Jahrhundert besichtigen
und den hier hergestellten Rhum
Clément probieren. Weitere Destillerien
sind Bally, Depaz, Dillon, JM Crassous
de Medeuil, La Mauny, Neisson und Trois
Rivières.
Die Yoles Rondes schließlich sind sozusagen
die „Nachfahren“ der Einbäume
der ursprünglich auf Martinique lebenden
Arawak-Indianer. Einst waren es Fischerboote,
heute werden in ihnen heiße
Regatten gesegelt. Unter dem Gejohle
der Zuschauer werden die schmalen,
doch mehr als neun Meter langen Jollen
mit kräftigen Holzstangen ins Wasser
geschoben, der Steuermann hält sich an
sein Paddel, zwei Männer im Boot holen
die Schot dicht, die anderen turnen herein,
schieben die Stäbe in ihre Halterungen,
klammern sich außenbords daran fest.
Der Balanceakt kann beginnen, die Boote
werden im frischen Passatwind schneller
und halten aus der Bucht hinaus auf die
Karibische See. Schäumende Gischt auf
tiefblauem Wasser, dicht an dicht segeln
die offenen Jollen mit ihren riesigen, fast
quadratischen und knallbunten Spritsegeln,
schmal und kippelig und verdammt
schnell; wer auf dem Kurs nicht kentert
hat schon halb gewonnen.