
TEST - BAVARIA E34
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EASY
BOATING
Die neue Bavaria E34 ist kompakt und unkompliziert, dafür aber erstaunlich
vielseitig und geräumig. Vor allem aber ist sie eins – gemacht
für das ganz entspannte Fahren auf dem Wasser.
Die Havel kurz vor Potsdam ist ein idyllisches Binnengewässer,
etwa einen halben Tag Fahrzeit entfernt von
Berlin-Mitte. An Land wird zwar überall, wo es gerade
geht, ziemlich viel gebaut, doch auf dem Wasser sind
auch an diesem sonnigen Sommertag nicht so sehr
viele Boote unterwegs. Alles entspannt also auf diesem schönen
Fluss, dem angeblich größten zusammenhängenden Binnenrevier
Europas. Viel Abwechslung bietet es auf jeden Fall, die Metropole
Berlin und dann wieder einsame Natur liegen hier dicht beieinander.
Das macht Lust aufs Wasserwandern, auf das gemächliche
Reisen entlang der Wasserwege. Und genau dafür ist die neue
Bavaria E34 ideal. Mit fünf Knoten zieht die Landschaft vorbei.
Der Motor brummelt leise und zufrieden und begnügt sich, bei
rund 1400 Umdrehungen pro Minute, mit 2,5 Litern Diesel in der
Stunde. So könnten wir gemütlich durch ganz Europa fahren!
Die Bavaria E34 ist eigentlich eine ganz klassische Verdrängeryacht,
eines dieser robusten Motorboote, wie sie, zumindest
gefühlt, schon immer auf den Binnengewässern und entlang der
oft ruppigen Küsten problemlos unterwegs waren. Hier jedoch
wurde dieses Konzept auf eine ganz neue Ebene gehoben. Ein
Quantensprung, möchte man fast sagen, schon weil wir hier ja
nicht weit von Einsteins ursprünglichem Segelrevier entfernt sind,
der daraus eine höchst zeitgemäße und zukunftsweisende kleine
Yacht macht. Das betrifft die Ökonomie und Ökologie (angetrieben
von sparsamen, emissionsarmen Dieselmotoren, wobei auch
Hybrid- oder vollelektrische Antriebe möglich sind), vor allem aber
auch den Komfort und Lebensraum an Bord. Während ich diesen
Artikel schreibe, sitze ich in dem hellen, luftigen Decksalon am
Tisch. Von hier aus kann ich ungehindert rundum nach draußen
in die Umgebung schauen, sommerliche Frischluft fächelt durch
zwei geöffnete Luken im Dach hinein. Quasi am Kopfende des
Tisches befindet sich der zentrale Steuerstand und dort sitzt der
Steuermann, der gerade das Schiff fährt, schaut nach draußen
und sinniert träumerisch über die wunderbare, gemächliche und
so zivilisierte Art des Reisens auf dem Wasser. Die Schiebetür zum
Achterdeck ist geöffnet, die Innen- und Außenflächen verbinden
sich wie man es sonst nur von einem Katamaran oder einer sehr
großen Yacht kennt. Wir aber sind mit der Bavaria E34 mit zehn
Meter Länge unterwegs. So geht das heute!
Der Projektmanager Fabio Marcellino, der für die Entwicklung
dieses Bootes verantwortlich war, hat es bewiesen. Man kann zwar
vielleicht nicht unbedingt das Rad, aber durchaus einen vielfach
bewährten Bootstyp noch einmal neu erfinden. Decksalon mit
Steuerstand und Pantry, zwei ausgewachsene Doppelkabinen
jeweils mit eigenem WC- und Duschraum, ein Achterdeck mit
L-förmigem Sofa, geschützt durch den Aufbau, ausklappbare
Badeplattform, eine Liegefläche auf dem Vorschiff und noch dazu
einen Maschinenraum, der gut erreichbar ist und der Platz genug
bietet, um alle Aggregate nicht nur unterzubringen, sondern auch
zwecks Wartung gut zu erreichen. In der Flybridge Version der
Bavaria E34 – wir fuhren die Bavaria E34 Sedan – kommt noch, ja,
eben eine mit 8 Quadratmetern ziemlich große Flybridge dazu.
Zurück in den Salon. Mir gegenüber befindet sich die Küchenzeile,
mit zweiflammigem Gaskocher samt Backofen, Spüle und
110-Liter Kühlschrank. Das ist sicher keine Profiküche, aber mehr
als ausreichend für das gemütliche Frühstück oder die einfache
Mahlzeit unterwegs. Am Tisch könnten zwei bis vier Personen
essen; überhaupt ist dieses Boot perfekt für ein Paar, das gerne
auch mal längere Zeit an Bord ist und gelegentlich Freunde, oder
vielleicht die Kinder, zu Besuch hat. Der Salontisch wird jetzt so
gebaut, dass er sich auch absenken lässt für den Fall, dass doch
einmal noch zwei weitere Schlafplätze benötigt werden.