40 SANITÄR+HEIZUNGSTECHNIK 11/2021 REGENWASSER
Spielflächen statt
Sickermulden
Preiswert: Sickertunnel und Filterschacht im Untergrund
KLAUS W. KÖNIG*
Für die Versickerung des
Regenwassers sind bewachsene
Mulden die erste
Wahl. Der Reinigungseffekt
durch den darunter
liegenden Oberboden ist
ausreichend, wenn der
Niederschlag unbelastet
ist. Die Ausführungskosten
sind moderat, eine Erlaubnis
der Wasserbehörde
ist oft nicht erforderlich.
Damit haben GaLaBau-Betriebe
seit mehr als einem
Jahrzehnt ein zusätzliches
und wenig kompliziertes
Betätigungsfeld. Doch was
tun, wenn die Aufgabe
vom Regelfall abweicht?
Ein Sonderfall mit Versickerung
ganz ohne Sickermulde ist der
Kindergarten St. Martin in Bad
Saulgau-Braunenweiler. Im Frühjahr
2020 wurde hier mit dem 2.
Bauabschnitt der Kita eine Versickerungsanlage
komplett unterirdisch
gebaut. Voraussetzung dafür
ist nach den strengen baden-württembergischen
Anforderungen ein
vorgeschalteter, bauartzugelassener
Filterschacht.
Alternative Versickerungs-
Lösungen
Die Baugrunduntersuchung ergab,
dass bis in eine Tiefe von 2 m die
auf dem Grundstück anstehenden
Böden für eine Versickerung von
Niederschlagsabflüssen nur eingeschränkt
geeignet sind. Das bedeutet
Austausch der nicht versickerungsfähigen
Bodenschicht, Anlegen
einer Mulde mit maximal 30 cm
Einstautiefe und Reinigung des Regenwassers
durch die bewachsene
Bodenschicht an der Oberfläche.
Damit wären allerdings große Teile
des Gartengeländes in Anspruch
genommen worden. Bei korrekter
Planung und Ausführung steht in
bewachsenen Mulden spätestens
nach 24 Stunden kein Wasser mehr,
als Dauer-Spielfläche dürfen sie jedoch
auch im trockenen Zustand
nicht genutzt werden. Der Boden
würde verdichtet, der Bewuchs
zertreten. Die schnelle Aufnahmefähigkeit
für Wasser und die Reinigungsfähigkeit
durch das Zusammenspiel
von Organismen und Substrat
in den oberen Zentimetern des
Mutterbodens wären nicht mehr
ideal. Bei Starkregen könnten daraus
Überflutungen resultieren oder
Überläufe in den Kanal, die in der
*Dipl.-Ing. Klaus W. König lebt in Überlingen am Bodensee, ist selbstständig tätig und hält
Vorträge zur Betriebswassertechnik. Als freier Fachjournalist und Buchautor veröffentlicht
er regelmäßig Artikel in Umwelt-, Architektur-, GaLaBau-, Heizungs- und Sanitärzeitschriften.
Er ist Mitarbeiter des DIN-Ausschusses für Wasserrecycling, Regen- und Grauwassernutzung
sowie Lehrbeauftragter an der ESB Business School der Hochschule Reutlingen.
www.klauswkoenig.com
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