
SANITÄR+HEIZUNGSTECHNIK 11/2021 3
Klimaneutralität – aber wie?
Nicht zuletzt durch regionale Starkregenerscheinungen, aber auch angesichts anhaltender
Dürre, abschmelzender Poole und steigender Meeresspiegel, diskutiert die Welt intensiv
über spürbare Klimaveränderungen. Wie ein Blick zur 26. Weltklimakonferenz in
Glasgow zeigt, ist man sich in dem Punkt einig, alles tun zu müssen, um die Klimaerwärmung
auf 1,5 Grad zu begrenzen. Auf der Zielgeraden befindet sich die Welt allerdings
noch lange nicht. Im Gegenteil, die 197 Nationen, die am Weltklimagipfel teilnahmen,
haben viele Hausaufgaben aus Schottland mitgenommen.
Auch in Deutschland sind nach wie vor große Anstrengungen nötig, um die gesteckten
Ziele zu erreichen. Im Sommer wurde bereits mit dem Klimaschutzgesetz 2021 ein neuer
Generationenvertrag für das Klima geschlossen. Die Gesetzesnovelle verschärft die Klimaschutzvorgaben
und verankert das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045. Schon
bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. Doch wie sieht es mit der Umsetzung
aus? Eine praxisorientierte Perspektive (möglicherweise auch als solides energie- und klimapolitisches Fundament
der zukünftigen Bundesregierung) kann die dena-Leitstudie „Aufbruch Klimaneutralität“ liefern, die im Oktober
veröffentlicht wurde. Zehn wissenschaftliche Institute haben dazu ihre Expertise eingebracht und mehr als
70 Unternehmen ihre Branchenerfahrungen und Markteinschätzungen gegeben, ebenso ein 45-köpfiger Beirat
mit Experten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Es wurde untersucht, welche Technologiepfade aus
heutiger Perspektive realistisch sind und welche Rahmenbedingungen es braucht, um diese bis 2045 in einem
integrierten klimaneutralen Energiesystem in Deutschland zu realisieren. Heraus kamen konkrete Lösungssätze
und CO2-Reduktionspfade für einzelne Sektoren (Bau, Verkehr, Industrie, Energieerzeugung sowie zu LULUCF).
Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass in allen Sektoren die Erhöhung der Energieeffizienz, der verstärkte Einsatz
von elektrischen Endanwendungen wie auch effizienter Anlagentechnik und der Einsatz von erneuerbaren, gasförmigen
und flüssigen Energieträgern gleichermaßen notwendig ist. Neben der Energieversorgung, der Industrie
und dem Verkehrssektor ist der Gebäudebereich ein Schwerpunkt. Allein im letzteren müssen die CO2-Emissionen
bis 2030 um 44 Prozent sinken, wobei der Großteil der Minderungen auf Maßnahmen an der Gebäudehülle und
an technischen Anlagen entfällt. Unter anderem muss der Einsatz von Wärmepumpen und der Ausbau der Anschlüsse
an Wärmenetze laut dena-Leitstudie massiv vorangetrieben werden. Aufgrund der Vielschichtigkeit des
Gebäudesektors mit seinen sehr spezifischen Herausforderungen sei aus heutiger Sicht ein klimaneutraler Gebäudebestand
ohne Wasserstoff und klimaneutrale Gase nicht denkbar. Zu einer besonderen Herausforderung wird
der dafür erforderliche Umbau der Infrastruktur. „Um Klimaneutralität im Gebäudebestand zu erreichen, braucht
es tiefgreifende Veränderungen mit hoher Geschwindigkeit. Gebäude mit dem schlechtesten Standard müssen
zuerst angepackt, Sanierungsverfahren standardisiert, massiv intensiviert und die Wärmeversorgung schnell dekarbonisiert
werden“, so Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der dena. Und: Um all diese
Herausforderungen anpacken zu können, braucht es erfahrene Akteure, die kompetente Lösungen anbieten und
umsetzen. Auf dem Weg zur Klimaneutralität führt an der SHK-Branche kein Weg vorbei. Deren Experten kommt
eine Schlüsselrolle zu.
Freundlichst Ihre,
Manja Dietz