
Für viele von Ihnen dürfte die Überschrift zu diesem
Kommentar vielleicht ein wenig befremdlich klingen, denn
aktuell ziehen gerade wieder richtig dunkle Wolken über der
PBS-Landschaft auf. Jüngst erst wurde die Fachmesse Nordstil
in Hamburg für das Frühjahr abgesagt, die Münchener Trendset
hatte es nur wenige Tage vorher erwischt – auch wenn man da
im Augenblick noch von einer Verschiebung von nur vier bis
fünf Wochen in den Februar hinein ausgeht. Allerdings haben
sich die bayrischen Messemacher bereits ein Hintertürchen
aufgehalten und in ihrer Pressemitteilung auch die Möglichkeit
der Verlegung der Trendset in den April angedeutet. So wird
es mit Sicherheit kommen – falls überhaupt in den ersten
Monaten des Jahres 2021 eine Messe genehmigungsfähig ist.
Halten wir also durch, verlieren wir nicht den Glauben an
die Zukunft, das Licht am Ende des Tunnels ist tatsächlich
der Ausgang und das Tageslicht – und nicht der Zug, der uns
in voller Fahrt entgegenkommt. Alles wird wieder gut! Davon
bin ich zutiefst überzeugt. Warum? Nun Donald Trump ist
tatsächlich abgewählt und wird das Oval Office – das er
sowieso nie geliebt hat, weil mit Arbeit verbunden – verlassen
müssen. Die Populisten weltweit haben damit ihren vermeintlichen
Helden verloren und die Lüge ist nicht mehr länger wie
selbstverständlich salonfähig. Das allein löst noch keines der
weltweiten Probleme, aber es macht die Suche nach gemeinsamen
Lösungen wieder etwas einfacher, bringt den poli -
tischen Diskurs wieder dahin zurück, wo er hingehört, auf die
Ebene des miteinander Redens und vor allen Dingen des sich
gegenseitig wieder Zuhörens. Weltpolitik auf Twitter-Ebene wird
dann hoffentlich nur eine kurze vierjährige Episode bleiben.
Was Weltpolitik und Donald Trump – man mag diese beiden
Begriffe kaum miteinander in einem Satz verwenden
– mit der PBS-Branche zu tun haben? Nun, man könnte das
mit einem einfachen Satz beantworten: Alles hängt mit allem
zusammen! Doch so einfach will ich es mir nicht machen. Uns
6 Ι boss 12 Dezember 2020
alle hat der Blick auf die politische Weltbühne und in die USA
oftmals regelrecht gedanklich gelähmt, hat uns vielleicht sogar
verzweifeln lassen und damit in unserer Kreativität
gehemmt. Erfolgreiches Wirtschaften setzt Vertrauen voraus,
Vertrauen in die Beständigkeit von Handlungsweisen, aber
auch die Haltbarkeit von Verträgen. Dies können wir aktuell
unmittelbar vor unserer eigenen Haustüre beobachten – nämlich
bei den Brexit-Gesprächen. Boris Johnson ist in vielerlei
Hinsicht wie der kleine Bruder von Donald Trump – und sein
Handeln oder besser Nicht-Handeln – trifft viele Hersteller
aus dem PBS-Bereich ganz direkt. Immerhin ist die britische
Volkswirtschaft immer noch nach Deutschland innerhalb
des EU-Binnenmarktes der zweitgrößte Markt. Und der Blick
auf die Exporte zeigt, dass Deutschland im Jahr 2019 rund
sieben Prozent seiner gesamten Exporte auf die britische
Insel schickte. Das waren, wenn auch mit leicht rückläufiger
Tendenz, fast 79 Mrd. Euro.
Die deutsche Wirtschaft, und dazu zählt eben auch die
PBS-Industrie, ist für ihr Wohl und Wehe stark vom Export
abhängig – und ist damit vermutlich mehr als die meisten anderen
Volkswirtschaften auf Freizügigkeit und ein vertrauensvolles,
kommunikatives Miteinander angewiesen. Dabei ist
es fast schon egal, welche einzelnen Positionen der neue
US-Präsident Jo Biden einnimmt, schlimmer als bei Trump
kann es definitiv nicht mehr werden. Ohne den abgewählten
Präsidenten verlieren auch die Bolsonaros und Johnsons des
Planeten an Rückhalt, sind Egoismus und Erpressung nicht
mehr der alleinige Maßstab ökonomischen Handelns, wird
aber auch Corona nicht mehr länger verhamlost. Genau deshalb
sage ich voller Überzeugung: Auch morgen geht wieder
die Sonne auf – und strahlt hoffentlich von Tag zu Tag heller.
Siegfried Elsaß
auch morgen geht die
Sonne wieder auf
„Verlieren wir nicht den Glauben an die Zukunft,
das Licht am Ende des Tunnels ist tatsächlich
der Ausgang und das Tageslicht – und nicht der
Zug, der uns in voller Fahrt entgegenkommt.“
„Die deutsche Wirtschaft, und dazu zählt auch
die PBS-Industrie, ist stark vom Export abhängig
– und ist damit mehr als die meisten anderen
Volkswirtschaften auf ein vertrauensvolles
Miteinander angewiesen.“