
Ich gehe am Marktplatz vorbei und erreiche
schließlich Galeria Karstadt Kaufhof,
meine nächste Station. Die Papeterie -
abteilung befindet sich im Erdgeschoss,
einen Mitarbeiter kann ich dort allerdings
nicht finden. Ich frage bei zwei
Kassiererinnen nach, ob es einen Verkäufer
für die Abteilung gibt, werde dann
in die Spielzeugabteilung geschickt und
kehre von dort aus wieder zur Papeterie
zurück, da ich niemanden entdecken
konnte. Ich sehe zwar einige Rollen mit
weihnachtlichem Geschenkpapier, aber
ich möchte trotzdem mit einem der
Verkäufer sprechen und mich beraten
lassen. Endlich taucht ein Mitarbeiter
auf. Noch bevor ich ihn etwas fragen
kann, erzählt er in einem unterschwellig
vorwurfsvollen Ton von seiner besonderen
Situation: Der Umzug der Papeterieabteilung
in das Untergeschoss muss
vorbereitet werden, den hauseigenen
Weihnachtsmarkt solle er auch mit -
betreuen und um die Papeterie müsse er
sich ebenfalls kümmern. Andererseits
könne er aber auch nicht überall gleichzeitig
sein. Als wir über mein Anliegen
sprechen, weist er auf einige bunte
Geschenkpapierrollen hin und betont,
dass es alternative Geschenkverpackungen
oder nachhaltige Verpackungs -
möglichkeiten in der Abteilung nicht
gibt. Alternative Tipps hat er nicht.
Schade! Es geht ja nicht nur um den
Umfang des Sortiments, sondern auch
um die Art, wie den Kunden mitgeteilt
wird, dass bestimmte Artikel nicht vorhanden
sind. Auch wenn die Situation
des Unternehmens Galeria Karstadt Kaufhof
22 Ι boss 12 Dezember 2020
sicherlich angespannt ist und die
Mitarbeiter unter großem Druck stehen,
ist es doch unprofessionell, wenn man
den Stress an die Kunden weitergibt. Der
Ton macht schließlich die Musik.
Geschenkverpackung aus Stoff
Meine nächste Station ist das Fach -
geschäft „Freu Dich!“ in der Schröderstraße,
die zu den beliebtesten Gastromeilen
Lüneburgs zählt. Ehrlich gesagt
bin ich ganz schön gespannt auf das
Geschäft: Wie ich im Netz gelesen habe,
gehörte die Inhaberin Maike Bollow
lange Zeit zum Schauspieler-Ensemble
der Telenovela „Rote Rosen“. Seit 2006
wird die Serie in der niedersächsischen
Hansestadt gedreht und hat sich seitdem
zu einem touristischen Zugpferd
entwickelt. Viele der Fans von „Rote
Rosen“ reisen aus ganz Deutschland
nach Lüneburg an, um auf den Spuren
ihrer Stars zu wandeln. Oft buchen sie
Touren zu den Drehorten und hoffen vielleicht
sogar, als Passant oder Cafébesucher
selbst Teil der Serie sein zu können.
Als ich das Geschäft in der Schröderstraße
betrete, ist allerdings „nur“ die
Mitarbeiterin und Freundin von Maike
Bollow da. Der Laden ist hell und freundlich
eingerichtet und überwiegend
mit Papeterieartikeln ausgestattet. Auf
meine Frage nach besonderen und
nachhaltigen Geschenkverpackungen,
zeigt mir die Mitarbeiterin von „Freu
Dich!“ zuerst hochwertige Geschenkstoffe
der Firma Tilda. Hinter diesem
Label verbirgt sich die norwegische
Designerin Tone Finnanger, die auf einer
kleinen Insel im Fjord von Oslo lebt. Ihre
individuellen Stoffkollektionen zeichnen
sich durch sanfte Pastelltöne, Blumenmuster
und Folklore-Motive oder eben
weihnachtliches Dekor aus. Der Stoff ist
schön weich und lässt sich bestimmt
hervorragend als Geschenkverpackung
nutzen. Eine gute Idee und mal etwas
Anderes. Die Mitarbeiterin empfiehlt
auch die Geschenkdosen des Unter -
nehmens Grätz. Sie sind aus Weißblech
gefertigt und lassen sich nach dem
Weihnachtsfest gut als Stiftehalter oder
als Aufbewahrungsort für Karten oder
kleine Leckereien verwenden. Ein weiterer
guter Tipp der Mitarbeiterin: die
praktischen und unterschiedlich großen
Faltboxen von Meori aus Hamburg. Zwar
enthalten sie keine weihnachtlichen
Motive und sehen auch sonst ziemlich
nüchtern und sachlich aus, andererseits
können sie ja aber mit entsprechenden
Stickern oder Papier aufgepeppt werden.
Handgefertigte Verpackungskunst
Ich bedanke mich für die Informationen
und Vorschläge und mache mich auf
den Weg zu Justyna Krisp, die mit
ihrem Laden „Justy“ auf handgefertigte
Geschenkverpackungen spezialisiert ist.
Die Unternehmerin zeigt mir Kartonagen
Rohlinge aus geprägtem Papier, die
es in allen möglichen Größen gibt. Von
kleinen Schächtelchen bis hin zu großformatigen
Kartons ist alles dabei. Als
ich nach Verpackungen für Geld -
geschenke frage, zeigt sie mir einen
Weihnachtsmann aus Pappe, der einen
Umschlag in der Hand hält. Oder soll die
Geschenkverpackung vielleicht etwas
romantischer sein? Dafür eigne sich, so
der Vorschlag von Justyna Krisp, ein
Karton, der mit den Bestandteilen einer
alten Girlande verziert ist. Sie erzählt mir,
dass sie oft viele spontane Einzelkreationen
anfertigt und dafür alle Materialien
nutzt, die sie gerade vorfindet: große
Schleifen, kleine Kristalle, Spitzenreste,
Seide und vieles mehr. Andere Dinge,
wie die kleinen Schächtelchen für süße
Weihnachts-Leckereien, könnten aber
auch in einer größeren Menge, also
quasi in Serie hergestellt werden. Ich bin
beeindruckt von so viel Tipps und Kreativität,
bedanke mich bei ihr und mache
mich wieder auf den Heimweg. Insgesamt
war es ein sehr guter Tag mit vielen
Informationen und fast immer sehr
engagierten Fachkräften. Trotzdem
schleicht sich ein kleiner Wermutstropfen
bei dem Gedanken an Weihnachten
ein: Wie wird das Fest wohl angesichts
steigender Corona-Infektionszahlen ausfallen?
Bei den Gesprächen heute spielte
diese Frage aber zumindest keine Rolle.
Eigentlich war die Stimmung sogar ganz
positiv und vielleicht kann Weihnachten
ja doch noch wie in den Jahren zuvor
gefeiert werden. Sigrid Brauer
Justy:
Kreatives Sortiment, guter Service