
HobbyArt 1/2022 17
Für das neue Jahr prognostiziert
die GfK eine Kaufkraftsumme
von 2.062,8 Milliarden
Euro für Gesamtdeutschland.
Daraus ergibt sich der errechnete
Durchschnittswert, der den Deutschen
im Jahr 2022 für Konsumausgaben,
Wohnen, Freizeit oder
Sparen zur Verfügung steht.
Unter der Kaufkraft versteht man
das nominal verfügbare Nettoeinkommen
der Bevölkerung inklusive
staatlicher Transferzahlungen
wie Renten, Arbeitslosen- und
Kindergeld. Wie viel vom nominalen
Kaufkraftzuwachs real übrig
bleibt, hängt allerdings davon
ab, wie sich 2022 die Verbraucher-
preise entwickeln werden.
Gründe fürs Wachstum
Filip Vojtech, GfK-Experte im Bereich
Geomarketing, erklärt: „2022
wird die Kaufkraft seit Beginn der
Corona-Pandemie in Deutschland
erstmals wieder deutlich ansteigen.
So haben die Deutschen pro
Kopf rechnerisch über 1.000 Euro
mehr für ihre Ausgaben und zum
Sparen zur Verfügung als im vergangenen
Jahr. Dieses Wachstum
stützt sich zum einen auf steigende
Löhne in vielen Branchen, zum
anderen aber auch – nachdem es
letztes Jahr keinen oder nur einen
minimalen Anstieg gab – auf eine
Erhöhung der Renten. Außerdem
wird im nächsten Jahr von Nachholeffekten
in der Produktion und
Wirtschaft sowie dem Zurückgehen
der pandemiebedingten Logistikprobleme
ausgegangen, was zu einer
Erhöhung der Kaufkraft führt.“
Regionale Verteilung
Ein Blick auf die regionale Verteilung
der Kaufkraft in Deutschland
eröffnet spannende Einblicke, wo
Menschen mit besonders hohem
Ausgabepotenzial leben. Bei den
deutschen Bundesländern gibt es
2022 eine Rangänderung im Vergleich
zum Vorjahr: Mit einer Pro-
Kopf-Kaufkraft von 23.313 Euro
schiebt sich Brandenburg mit
einem minimalen Vorsprung am
Saarland vorbei auf den neunten
Platz. Unangefochtener Spitzenreiter
unter den Bundesländern ist
nach wie vor Bayern: Im Freistaat
stehen den Einwohnern im Schnitt
26.936 Euro pro Kopf für Ausgaben
und zum Sparen zur Verfügung,
womit die Kaufkraft der Bayern
knapp neun Prozent über dem
Landesdurchschnitt liegt.
Neben Bayern weisen außerdem
Hamburg, Baden-Württemberg
und Hessen eine überdurchschnittliche
Pro-Kopf-Kaufkraft
auf. Alle anderen Bundesländer
schneiden im bundesweiten
Vergleich weiterhin unterdurchschnittlich
ab, obwohl die neuen
Bundesländer die größten
Kaufkraftzuwächse verzeichnen.
Schlusslicht ist wie im Vorjahr
Mecklenburg-Vorpommern, wo
den Menschen im Durchschnitt
21.707 Euro zur Verfügung stehen,
was weniger als 88 Prozent des
Landesdurchschnitts entspricht.
Unterschiede nach
Stadt- und Landkreisen
Wie in den Vorjahren liegt auch
2022 der bayerische Landkreis
Starnberg auf dem ersten Platz des
Kaufkraftrankings. Mit einer Pro-
Kopf-Kaufkraft von 34.758 Euro
stehen den Starnbergern 40 Prozent
mehr als dem Landesdurchschnitt
für ihre Ausgaben und
zum Sparen zur Verfügung. Den
zweiten Platz belegt der Landkreis
München, gefolgt vom Stadtkreis
München, der sich mit einer Pro-
Kopf-Kaufkraft von 32.364 Euro am
Landkreis Hochtaunuskreis vorbeischiebt.
Des Weiteren tauschen im
Vorjahresvergleich der Landkreis
Ebersberg mit 32.031 Euro und der
Main-Taunus-Kreis mit 31.886 Euro
die Ränge fünf und sechs.
Neu im Ranking ist der Landkreis
Miesbach, der den Landkreis
Böblingen vom zehnten Platz verdrängt.
Schlusslicht des Kaufkraftvergleichs
ist auch in diesem Jahr
wieder der Stadtkreis Gelsenkirchen:
Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft
von 19.778 Euro liegen die Gelsenkirchener
mehr als 20 Prozent unter
dem Bundesdurchschnitt.
Einwohnerstarke
Stadtkreise
Die 25 einwohnerstärksten Stadtkreise
vereinen mehr als 21 Prozent
der Gesamtkaufkraft Deutschlands
– dies bedeutet jedoch nicht, dass
jede deutsche Großstadt auch ein
überdurchschnittliches Kaufkraftniveau
aufweist.
Die Hauptstadt Berlin ist mit Abstand
die einwohnerstärkste Stadt
Deutschlands und belegt damit
den ersten Platz des Rankings
nach Kaufkraftsumme. Bei der
Pro-Kopf-Kaufkraft liegt Berlin
aber knapp sieben Prozent unter
dem deutschen Durchschnitt,
ähnlich wie auch Dresden. Noch
weiter darunter liegen Bremen,
Dortmund (je minus neun Prozent)
und Leipzig (minus elf Prozent),
während beispielsweise
München und Düsseldorf mit
Basis der Berechnungen für die
Studie sind, neben der Lohn- und
Einkommenssteuerstatistik,
einschlägige Statistiken zur
Berechnung der staatlichen
Leistungen sowie Prognosewerte
der Wirtschaftsinstitute.
Wenn sich Nettoeinkommen plus
Kapitaleinkünfte und Transferzahlungen
summieren, ergibt
sich laut GfK ein deutliches Plus
bei der Kaufkraft pro Kopf.
knapp 31 bzw. 16 Prozent deutlich
darüber liegen.
Dass die einwohnerstarken Städte
und insbesondere die großen
Metropolregionen für Einzelhändler
und Dienstleister unverzicht-
bare Zielmärkte darstellen, zeigt ein
Blick auf die Kaufkraftsummen. Die
Kaufkraftdichte, also die verfügbare
Kaufkraftsumme in Millionen Euro
je Quadratkilometer, ist in Metropolen
wie Berlin, Hamburg und
München, aber auch in Nürnberg,
im Ruhrgebiet, dem Großraum
Stuttgart und Frankfurt/Main sehr
hoch.
Die Kaufkraftdichte ist somit für
Unternehmen ein wichtiger Indikator,
in welchen Gebieten sie mit
einer gezielten Kundenansprache
auf kleinstem Raum viel Kaufkraftpotenzial
mobilisieren können. ❙
Bild:Claudia Hautumm, pixelio.de