
Wasserundurchlässigkeit als Gebrauchstauglichkeitseigenschaft 177
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− Senkung der relativen Luftfeuchte im Raum
durch Lüften mit trockener Luft und gegebenenfalls
Heizen.
− Im Sommer kein Lüften kühler unbeheizter
Kellerräume mit feuchtwarmer (Gewitter-)Luft
wegen verstärkter Tauwasserbildung auf kühlen
Betonoberflächen.
− Sicherstellen einer ausreichenden Oberflächentemperatur
der Bauteile durch ausreichende
Wärmedämmung und Raumlufttemperierung,
insbesondere Vermeidung von Wärmebrücken.
Der Wasser- und Feuchtetransport durch ungerissene
WU-Betonbauteile erfolgt durch die physikalischen
Vorgänge Permeation, kapillares Saugen,
Diffusion und Osmose. Die Permeation von Wasser
entsteht durch das Wasserdruckgefälle. Kapillares
Saugen wird durch Grenzflächenspannungen an Porenwandungen
verursacht. Die Bewegung von Wasserteilchen
durch das Porengefüge aufgrund von
feuchte- und temperaturbedingten Partialdruckunterschieden
wird als Diffusion bezeichnet. Osmose
beschreibt einen Flüssigkeitstransport aufgrund von
Konzentrationsunterschieden von gelösten Stoffen
in einem Lösungsmittel (beispielsweise Salz in
Wasser). Osmose kann bei unbeschichtetem Beton
als Transportvorgang vernachlässigt werden [3].
Die grundlegende Eigenschaft „Wasserundurchlässigkeit“
ungerissener WU-Betonbauteile wird mit
einem als anerkannter Stand der Technik definierten
und wissenschaftlich abgesicherten, sogenannten
Arbeitsmodell beschrieben. Das Arbeitsmodell begründet,
dass ab einer bestimmten Bauteildicke kein
Wasserdurchtritt durch das wasserbeaufschlagte,
ungerissene Betonbauteil stattfindet. In diesem Arbeitsmodell
werden vier Bereiche unterschieden (s.
Bild1).
Im Bereich von Biegerissen in WU-Betonkonstruktionen,
deren Wasserundurchlässigkeit nur durch
die Einhaltung einer Mindestbiegedruckzone bestimmt
ist, wird im ggf. nur wenige Zentimeter
dicken Druckzonenbereich die aus dem WU-
Arbeitsmodell des ungerissenen Querschnitts (s.
Bild1) abgeleitete Mindestbauteildicke unterschritten.
Die Biegedruckzone ist zwar wasserundurchlässig,
aber nicht gleichwertig wasserdampfdiffusionshemmend
wie das Bauteil mit Mindestdicke.
Jedoch gilt auch hier, dass die dabei eventuell (linienförmig)
rissbegleitend luftseitig ausdiffundierende
Feuchte um ein Vielfaches geringer als die nutzungsbedingt
anfallende Feuchte ist und daher zu
keinen relevanten Feuchteeinträgen führt. Dies gilt
letztendlich auch für nachträglich nur über einen
Teil der gesamten Bauteildicke abgedichtete Trennrisse.
Es ist nicht sicher auszuschließen, dass bei zur
Druckwasserseite hin offenen Biegerissen die Biegedruckzone
auf der Luftseite kapillar gesättigt
wird und daher linienförmige Feuchteerscheinungen
auftreten können. In diesem Falle ist bei Nutzungsklasse
A ggf. eine zusätzliche Rissabdichtung
von innen erforderlich.
Die Feuchteeinträge aus Austrocknen der Baufeuchte
und aus der Nutzung durch Menschen erhöhen
die Raumluftfeuchte, wenn sie nicht abgeführt werden
und können Schimmelpilzbildung verursachen.
Bei weiter ansteigender Luftfeuchte kann unter ungünstigen
Bedingungen Tauwasserbildung auf den
Betonoberflächen auftreten, da deren Temperatur
abhängig von der Wärmedämmung ist und bei beheizten
Räumen im Allgemeinen unter der
Raumtemperatur liegt. Um diese ungünstigen Auswirkungen
zu vermeiden, sind folgende Maßnahmen
erforderlich [3, 32]:
Bild1. Arbeitsmodell für
Feuchtebedingungen in einem
ungerissenen WU-Betonquerschnitt
(C30® 37 WU,
w® zeq 0,55) aus [3]