
WORAUF
ES ankommt
Einen anderen Menschen zu pflegen bedeutet: sich selbst in Geduld zu üben. Denn alles richtet
sich nun einmal nach den Fähigkeiten und Fertigkeiten des Pflegebedürftigen. Wenn Sie diese
Erkenntnis verinnerlichen, werden Sie Ihre Aufgaben mit einer gesunden Ruhe angehen können.
Eine Ruhe, die sich nicht nur auf den Pflegebedürftigen überträgt und ihm Kraft und Zuversicht
spendet. Sondern Ihnen auch hilft, den Sinn und Nutzen Ihrer Pflegetätigkeiten jeweils besser
abzuschätzen. Oder die Momente rechtzeitig zu erkennen, in denen Sie Ihre eigene Gesundheit
aufs Spiel setzen, womit letztendlich schon ganz gut zusammengefasst ist, worauf es in der
häuslichen Pflege ankommt.
UMFASSEND I N FORMIEREN
Je mehr pflegende Angehörige wissen, desto besser können sie
die Aufgabe übernehmen. Die Teilnahme an einem Pflegekurs
gibt Ihnen z. B. die Möglichkeit, sich auf Ihre Aufgaben im Pflegealltag
sehr gut vorzubereiten (siehe auch Kapitel „Leistungen
für Pflegende“). Beim behandelnden Arzt erhalten Sie außerdem
wertvolle Informationen über das Krankheitsgeschehen und
Möglichkeiten zur Behandlung und zu Rehabilitationsmaßnahmen.
Mit ihm sollten Sie vor der Übernahme von Pflegeaufgaben
auch über die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Pflegebedürftigen
sprechen. Und wenn es um mögliche Unterstützung geht, ist
beispielsweise die Kranken- und Pflegekasse eine hilfreiche
Anlaufstation. Natürlich berät Sie aber auch Ihr Servicezentrum
der DAK-Gesundheit sehr gerne.
GEME INSAM E N TSCHE IDEN
Soweit und solange es möglich ist, sollten Entscheidungen
immer gemeinsam mit dem pflegebedürftigen Angehörigen besprochen
und getroffen werden. Denn das schafft gegenseitiges
Vertrauen und wirkt dem Entstehen von Stresssituationen entgegen.
Gemeinsamkeit ist aber auch gefragt, wenn es um die Familie
geht. Schließlich sind oft auch andere Familienmitglieder von den
Veränderungen betroffen, die mit der Übernahme der häuslichen
Pflege eines Angehörigen einhergehen. Ein offener Austausch
untereinander, zu dem auch das Eingehen auf eventuelle Befürchtungen
oder Ängste gehört, hilft Ihnen allen, mit dieser gerade
am Anfang sehr ungewohnten Situation besser umzugehen.
E IGENKRÄF T E FÖRDERN
Das Ziel ist so weit klar: Die Eigenkräfte des Pflegebedürftigen
sollen gefördert werden. Doch der Weg dahin ist weniger klar.
Denn zwischen Unterstützung und Bevormundung ist es nur ein
schmaler Grat. Vor der Übernahme von Tätigkeiten für einen
Pflegebedürftigen sind deshalb immer zwei grundsätzliche
Fragen von Bedeutung. Erstens: Welche Möglichkeiten zur
Selbsthilfe sind noch gegeben? Zweitens: Welche Form der
Selbstständigkeit kann, soll oder möchte der Pflegebedürftige
noch bzw. wieder entwickeln? Hilfsmittel, die eine größere
Selbstständigkeit ermöglichen, können z. B. dabei unterstützen.
Stellen Sie sich diese Fragen aber nicht nur selbst. Binden Sie
auch den Pflegebedürftigen in die Suche nach Antworten darauf
mit ein. Sprechen Sie gemeinsam darüber, animieren Sie zur
Eigeninitiative … und Sie fördern damit letztendlich etwas nicht
weniger Wichtiges: das Selbstwertgefühl.
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PFLEGE Z U H AUSE