
DI Hat die Qualität der Kopiertoner made in China in
den letzten zwei Jahren zugenommen? Die Anforderungen
an Kopiertoner sind im Vergleich zu Toner für All-in-
One-Lasertonerkartuschen ja ungleich höher, weil diese
über zehntausende, mitunter sogar hunderttausende
Seiten konstante Qualität liefern müssen.
JAN HAGEMANN: Man kann theoretisch fast überall
auf der Welt qualitativ hochwertigen Toner produzieren,
wenn man in die richtigen Produktionslinien und
in hochwertige Rohstoffe investiert. Weil die Lohnkosten
bei der Tonerproduktion nicht erheblich ins Gewicht fallen
– diese läuft hochautomatisiert – kann ein Anbieter
Toner in China auch nicht günstiger herstellen als in
Europa. Bietet er seinen Toner dennoch deutlich günstiger
an, dann kann man fest davon ausgehen, dass die
Qualität nicht dieselbe ist.
DI Der Druck auf die Remanufacturer hat sich durch die
Corona-Krise nochmal erhöht. Wie wird sich der europäische
„Ich bin überzeugt:
Um weiterhin
erstklassigen Toner
in Premiumqualität
auf den Markt zu
bringen, war dieses
Investment in
die neue Farbtoner
Produktion notwendig.
Man muss
auf allen Ebenen
investieren, um
wettbewerbsfähig
zu bleiben.“
56 | Digital Imaging 6-2021
Reman-Markt nach Ihrer Einschätzung in den
nächsten drei Jahren entwickeln? Könnten verpflichtende
Re-Use-Quoten, wie im neuen Voluntary Agreememnt
vorgesehen, zu einem Revival der europäischen
Reman-Industrie fünf vor zwölf führen…?
JAN HAGEMANN: In der Tat versprechen sich die Recycler
sehr viel von der zunehmend stärkeren Fokussierung
der EU auf nachhaltiges Wirtschaften. Bislang
haben sie davon aber noch nicht wirklich profitiert. Ich
bin da bei weitem nicht so optimistisch. Eine Prognose
über die Entwicklung in den nächsten drei Jahren abzugeben,
ist seriös kaum möglich – das hängt derzeit von
zu vielen externen Faktoren ab.
Auf jeden Fall wird uns das Drucken und Kopieren noch
viele Jahre erhalten bleiben. Es ist wie mit einem Ozean:
Auch wenn der Wasserpegel absinkt, so ist immer
noch sehr viel Wasser da…
DI Stichwort Green Deal der EU: Könnte die medialpolitisch
befeuerte Klimahysterie unserer Tage der Reman
Branche, die ihren Zenit weit überschritten hat,
wieder neues Leben einhauchen?
JAN HAGEMANN: Da müssten wir zunächst definieren,
was man unter Nachhaltigkeit genau versteht: Für
mich ist es viel zu kurz gesprungen, darunter nur die
Wiederaufbereitung von Druckerkartuschen zu verstehen
– nach der Logik: Re-use-Kartuschen sind nachhaltig,
kompatible Kartuschen dagegen nicht.
Meines Erachtens müsste man viel früher ansetzen:
Nachhaltig ist für mich ein Drucksystem, bei dem bereits
die Hardware so gestaltet ist, dass der Ressourcen-
Verbrauch niedrig ist. Das bedeutet zum Beispiel, dass
ein Drucker keine All-in-One-Kartuschen verwendet
sondern Tonerbehälter, bei denen die Technik losgelöst
von der Kartusche ist – wie bei Kopierern üblich. Genauso
wichtig für die Umweltbilanz ist die Auswahl der
richtigen Rohstoffe.
Insofern möchte ich dem gängigen Narrativ – Reman-
Kartuschen sind ökologisch „gut“, Newbuilt-Kartuschen
dagegen „schlecht“ – dezidiert widersprechen.
DI Worauf liegt produktseitig der Fokus in Kerken für
die nächsten Monate?
JAN HAGEMANN: Die OEMs bringen regelmäßig
neue Geräte auf den Markt, und da gilt es, kontinuierlich
dranzubleiben und neue Produkte zu entwickeln.
Die neue Farbtoner
Produktion, die
gerade am Stammsitz
Kerken hochgezogen
wird, soll Mitte nächsten
Jahres in Betrieb
gehen.
Viel Wert legt
man bei Integral
auf die Verwendung
hochwertiger Rohstoffe:
Das Ergebnis ist
Premiumtoner made
in Europe.