
FRANK EISMANN: Nicht in demselben Maß – wir haben
beim Printvolumen in 2020 Rückgänge in der Größenordnung
42 | Digital Imaging 2-2021
von 30 Prozent verbucht. Dennoch ist die
Winwin gut durchs Krisenjahr gekommen: Wir haben
sehr niedrige Kostenstrukturen – der Vorstand arbeitet
zum Beispiel pro bono – zudem hat die Winwin finance
einen guten Job gemacht.
Und wir haben auf die Subventionen durch den Steuerzahler
verzichtet und sind komplett ohne Kurzarbeit
durch das Jahr 2020 gekommen.
DI Wie viel des 2020 weggebrochenen Printvolumens
wird die Branche durch die Corona-Krise dauerhaft verlieren,
wie viel wird nach Ende der Pandemie wieder
zurückkommen?
FRANK EISMANN: Die Arbeitswelt
hat sich durch Corona bereits verändert,
und die Unternehmen werden
weiter abmieten. Das schlägt
natürlich auf das Druckvolumen
durch. Ich gehe nicht davon aus,
dass dieses nach Ende der Pandemie
wieder auf das Niveau davor
zurückkehren wird: Ich schätze,
dass sich das neue Niveau auf einem Wert von 10-15
Prozent unter dem Wert von 2019 einpendeln wird.
Es wird keine Druckinflation mehr geben.
DI Wird die Corona-Krise die Konsolidierung im ohnehin
chronisch unterfinanzierten Fachhandel beschleunigen?
FRANK EISMANN: Für viele Händler wird sich jetzt
noch drängender die Frage stellen, ob sie sich einer
Fachhandelsgruppe wie der Winwin anschließen wollen.
Kooperationen werden branchenübergreifend an
Bedeutung gewinnen und mehr Zulauf bekommen. In
dieser Entwicklung liegt meines Erachtens auch eine
große Chance.
Wenn es rein um die Auslieferung der Maschinen geht,
dann ist Amazon längst zum Benchmark geworden –
auch für die MFP-Industrie.
Christoph Hinseln: Die Hersteller werden die Konsolidierung
im Fachhandel zusätzlich anheizen: Die klassischen
Gebietsverkaufsleiter (GVL) werden zunehmend
abgeschafft, und eine persönliche Betreuung bekommen
nur noch die Premium-Partner, die hohe Umsätze
machen. Kleinere Händler werden nur noch per Telesales
„betreut“. Das wird den Preisdruck auf die Hardware
noch weiter erhöhen.
Für uns bietet diese Entwicklung die Chance, solche
Fachhändler, die bei den Herstellern durchs Raster fallen,
in unsere Gesellschaft zu integrieren.
DI Wird uns das Corona-Virus
wenigstens einen Schub bei der
Digitalisierung bescheren, oder
sind wir gerade dabei, analoge
Ineffizienz zu digitalisieren?
CHRISTOPH HINSELN: Wir
sind von unserer Infrastruktur in
Deutschland nicht in der Lage,
effizient digital zu arbeiten. Dabei
geht es bei diesem wichtigen Thema um nicht weniger
als den Standort Deutschland und die Zukunftsfähigkeit
unseres Landes!
Viele wissen überhaupt nicht, was digital mittlerweile
möglich ist. Wenn man ein Unternehmen als Kunden
hat, das voll digitalisiert ist, dann wird es schon schwer,
diesem überhaupt noch ein MFP zu verkaufen.
Frank Eismann: Die Deutschen neigen zur Großmannssucht.
Gerade in der Digitalisierung hinken wir meilenweit
hinterher – das betrifft die Infrastruktur ebenso wie
die Bandbreite, unsere Schulen etc. Die Kluft zwischen
den Ankündigungen seitens der Politik und der Realität
könnte größer kaum sein.
Blick auf die
Zentrale der Winwin
Office Network in
Waiblingen bei Stuttgart.
Frank Eismann:
„Ich gehe nicht
davon aus, dass
das Druckvolumen
nach Ende der
Pandemie wieder
auf das Niveau davor
zurückkehren
wird: Ich schätze,
dass sich das neue
Niveau auf einem
Wert von 10-15
Prozent unter dem
Wert von 2019
einpendeln wird.
Es wird keine
Druckinflation
mehr geben.“
Frank Eismann: „Basis für unseren
Erfolg ist die Kontinuität: An unserem
Führungsquartett im Winwin-Vorstand
hat sich in den letzten zehn Jahren
nichts verändert. Und wir sind auf dem
Boden geblieben: Wir bauen weder
teure Warenläger, noch führen wir SAP
ein und gehen daran fast kaputt…“